Vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo oder: Der…
Wandern ohne Berge? Das geht, ist aber nur halb so schön. Zumindest, wenn Ihr auf Madeira unterwegs seid und den Marsch hoch zum Pico Ruivo auslasst. Im Gegensatz zu so mancher Levada-Wanderungen ist diese Route zwar streckenmäßig recht kurz, hat es aber dennoch in sich, denn der höchste Berg der Insel möchte durchaus bezwungen werden.
Lage: ziemlich zentral auf der Insel, vielleicht im Entferntesten noch in der Nähe vom Curral das Freias, wenn Ihr einen bekannteren Punkt zur Orientierung möchtet
Start/Ende: Pico do Arieiro (das Navi findet den Weg)
Länge: 5,6 km (je Hin- und Rückweg)
Dauer: >4 Stunden
Schwierigkeit: schwer, wobei die Wege relativ gut befestigt sind. Zum Gipfel hin ist aber gute Kondition erforderlich.
Must Have: langärmeliges Shirt/Pulli, Sonnenschutz,Kopfbedeckung, festes Schuhwerk, ausreichend Verpflegung
Anfahrt und Parken
Auf geht’s Richtung Gipfel des Pico do Arieiro, dem mit 1818 m dritthöchsten Berg Madeiras. Hierhin macht Ihr Euch am besten mit dem Auto auf den Weg. Parkmöglichkeiten sind genügend vorhanden. Lasst Euch auf der Fahrt nach oben nicht von plötzlich auftauchendem Nebel oder Wolken irritieren. Einfach weiterfahren, immer weiter hoch: Normalerweise kommt Ihr über den Wolken raus und seht die Sonne wieder 🙂 Die Freiheit ist hier oben zwar nicht ganz grenzenlos, aber schon die erste Aussicht von einem kleinen Aussichtspunkt unterhalb der Straße ist umwerfend.
Diesen Aussichtspunkt findet Ihr ganz einfach, wenn Ihr am Ende der Straße einem kleinen Weg nach rechts folgt.
Um Euch auf den Weg zum Pico Ruivo zu machen, geht Ihr indes in Richtung Café links unterhalb der Radarstation und folgt dem ausgewiesenen, gut ausgebauten Pfad in Richtung Berge, Felsen und Wolken. Auf geht’s!
Stufenalaaaaarm
Bereits zu Beginn seht Ihr über die Berge hinweg. Vielleicht mit ein paar vorbeiziehenden Wolken, vielleicht ohne, auf jeden Fall aber mit einem beeindruckenden Vorgeschmack auf die Tour, die Ihr vor Euch habt. Diese könnte direkt mit „Stufenalarm“ überschrieben sein, denn was nach den ersten Metern folgt, ist ein stetiges Auf und Ab, das es, je näher Ihr dem Gipfel des Pico Ruivo kommt, mächtig in sich hat. Einer Treppe hoch folgt eine Treppe runter folgen Steinstiegen hoch usw. Da heißt es Obacht! Der Weg ist irgendwann nicht mehr so befestigt wie noch auf den ersten Metern zum Einstieg: Während die meisten Levadas mit Turnschuhen an den Füßen gelaufen werden können, lohnt sich festeres Schuhwerk hier wirklich. Denn wer möchte bei den faszinierenden Felsformationen, Lavaschichten und vorbeiziehenden Wolken schon nur nach unten schauen oder gar stolpern?
Zeit für Pausen
Zwischendurch laden immer wieder Vorsprünge zu Foto- und Snackpausen ein. Denkt nur daran, Eure Verpflegung selbst mitzunehmen, denn wie bei den anderen Wanderungen auf Madeira sucht Ihr Hütte oder Bude, in der Ihr etwas kaufen könnt, hier vergeblich. Gut gestärkt könnt Ihr dann den finalen Anstieg auf Euch nehmen. Wenn Ihr Metallstufen steigen müsst, könnt Ihr Euch dem Gipfel schon relativ nahe wähnen.
Für kleinere Personen wie mich ist das auch der Punkt, an dem doch etwas kämpfen angesagt ist: Die Stufen haben nämlich verschiedene Tiefen und sind ziemlich hoch. Puh! Und habt Ihr alle Stufen einer Treppe erklommen, geht es auf der anderen Seite wieder runter. Ja, das ist etwas frustrierend. Aber was folgt, ist ein von weißen Baumskeletten, die vor blauem Himmel und bunten Blumen zu begeistern wissen, gesäumter Pfad, dessen Anblick für die Plackerei entschädigt.
Echt jetzt?
Und dann, ja dann, wenn Euch schon viele Wanderer, die bereits auf dem Rückweg sind, gesagt haben, dass es „nur noch ein paar Meter sind“ (das tun Wanderer auf dem Rückweg ja immer gerne, auch wenn es noch ’ne Stunde zu laufen ist ;-)), habt Ihr es wirklich fast geschafft. Passiert eine kleine Steinhütte, atmet durch, bezwingt den letzten Anstieg und WOW! Das ist der Gipfel des Pico Ruivo mit einer wunderbaren 360°-Sicht. Von 1862 m aus.
1862 m? Genau, so ist es. Wenn Ihr Euch noch an die Höhe des Pico do Arieiro erinnert und erstaunt guckt, habt Ihr quasi den Treppenwitz dieser Tour errechnet. Nach mehreren Stunden Wandern habt Ihr an absoluter Höhendifferenz der beiden Gipfel doch wirklich ganze 44 m überwunden. Klingt komisch, ist aber so ?
Der Sonne entgegen
Da die Tour zum Pico Ruivo keine Rundtour ist, könnt Ihr den Weg, den Ihr gekommen seid, zurückgehen. Treppe rauf, Stufen runter… Ihr kennt das ja schon 😉
Richtig schön ist es, wenn Ihr die Wanderung so plant, dass Ihr den Sonnenuntergang am Pico do Arieiro genießen könnt. Wie die Felsen langsam in orange und rot getaucht werden, wie die Wolken langsam vorbeiziehen, wie die Vögel vor diesem Hintergrund ihre Kreise ziehen, das ist einfach super. Und es ist natürlich auch eine Möglichkeit für Urlaubsfotos, die nicht jeder von Madeira mit nach Hause bringt.
Apropos mitbringen: Es ist gut möglich, dass Ihr Euch einen kleinen Muskelkater von den Gipfeln mitbringt, gerade wenn Ihr von den Vortagen schon einige Märsche in den Beinen habt. Überlegt Euch für den Folgetag also getrost eine ruhigere Aktivität wie einen Besuch in Funchal oder einen Abstecher nach Porto Santo.